Workshop am CERN
Die physikbegeisterten Schüler Andreas Bauer (18) und Tobias Blesgen (18) besuchten im Rahmen eines Projekts von “Netzwerk Teilchenwelt” das internationale Forschungszentrum CERN bei Genf.
Als Voraussetzung für die Workshop-Teilnahme mussten wir zuvor die sogenannten Masterclasses besuchen - einmal als Schüler und einmal als Tutor. Diese eintägigen Seminare werden zum Beispiel an der Europaschule Bornheim angeboten und umfassen unter anderem das Auswerten originaler Daten, die am LHC (größter Teilchenbeschleuniger am CERN) im Experiment ATLAS detektiert wurden. Aus diesen Daten sollten die Schüler den Umgang mit Datensätzen und einen ersten Einblick in die Teilchenphysik gewinnen.
Im Frühjahr 2018 ging es nun darum, sich anzumelden und auf eine Bestätigung zu warten.
Diese kam dann auch glücklicherweise einige Wochen später und die konkrete Planung konnte beginnen. Nun gut, Planung ist eventuell etwas weit gegriffen. Da das gesamte Projekt durch Netzwerk Teilchenwelt organisiert und gesponsert wurde, brauchten wir uns lediglich um die Hin- und Rückfahrt kümmern.
Der eine mit dem Zug, der andere von der Familie mitgenommen machten wir uns am 28.10.18 früh morgens auf in Richtung Schweiz. Dort angekommen erwartete uns eine kurze Einführung, Abendessen und das von den Schülern “geliebte” Physik-Tabu. Unser Tabu-Team gewann mit einem knappen Sieg.
Nach diesem erfolgreichen Start folgte ein angenehm vollgepacktes Programm am Montag. Die Programmpunkte: Synchrocyclotron, Data Center, Low Energy Ion Ring (LEIR), Q&A mit einem CERN-Urgestein, Antiproton Decelerator, Vortrag über Teilchendetektoren und ein abschließender Filmabend. Was für jeden normalen Menschen wie Science Fiction klingt, ist für den begeisterten Physikleistungskursschüler wie Geburtstag und Weihnachten an einem Tag. In kurzer Zeit waren wir mittendrin im Alltag der Wissenschaftler und - oh Wunder! - verstanden doch so einiges, woran diese hier arbeiten und forschen.
Doch es sollte noch besser werden! Nach dem Auswerten von Daten des IceCube-Experiments in Selbstarbeit ging es über die Grenze nach Frankreich zu einem der vier großen weltbekannten Detektoren am LHC. Zum ALICE-Experiment. Der unterirdische 10.000 Tonnen Gigant erfasst die Teilchen, die entstehen, wenn extrem schnelle Ionen aufeinander geschossen werden und wechselwirken. Es war ein einzigartiges Erlebnis für jeden der 30 deutschen Physikbegeisterten. Für einen angenehmen Ausgleich wurden die Schüler gegen halb vier nach Genf entlassen. Ganz klassisch haben wir eine Schnitzeljagd unternommen, um die Großstadt zu erkunden. Auf die erfolgreichen Jäger wartete abends das typische Schweizer Käsefondue in einem kleinen Restaurant.
Aber das sollte es noch nicht ganz gewesen sein: Ein letzter Programmpunkt vor dem obligatorischen Feedback und Ausblick erwartete uns am Mittwoch doch noch! Ein Besuch in der gigantischen Magnettesthalle SM 18. In diesem Koloss von einer Halle wurde jeder einzelne Magnet des 26,7 km langen LHC getestet. Kompetente deutschsprachige Guides erläuterten uns in Gruppen die Funktionsweise der Magnete und standen auch für weitere Nachfragen rund um den CERN parat.
Die vier Tage waren für uns beide eine fantastische Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln, von denen wir sonst nur hätten träumen können. Gekrönt von einer riesigen Menge auf uns perfekt zugeschnittener Informationen und einem vielseitigen Programm können wir bloß “Danke” für eine derartige Chance sagen und empfehlen den halbjährlich stattfindenden Workshop allen Physikverrückten weiter.
Andreas Bauer und Tobias Blesgen, 05.11.2018
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